Kairo

Als ich die Stadt das erste überflog wußte, ich noch nicht, das ich dabei auch mein Domizil für das nächste Jahr von oben sehen würde. Ich überflog das erste Mal die Insel Zamalek, mitten im im Nil und die Innenstadt von Kairo. Nach der Landung auf dem Flughafen, stand mir eine Fahrt mit dem Taxi zum Hotel Marriott bevor. Für diese 15 Kilometer benötigte ich fast eine Stunde und ich bekam den ersten Eindruck was so in den nächsten Monaten auf mich zukommt.

Auf den ersten Blick ist Kairo eher abstoßend als einladend. Hupende Autos, qualmende Busse an deren Eingängen Menschentrauben hängen, abenteuerliche Straßenbahnen, Kamikaze-Taxis, Eselskarren, dazwischen Fahrräder, Mopeds und Fußgänger. Dazu vernarbte, bröckelnde Häuser aus der Jahrhundertwende, neue Häuser mit verstaubten Fassaden, Reklametafeln, Lärm, Smog. Mit anderen Worten: Das perfekteste Chaos das ich bis dahin je gesehen hatte. Man möchte am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen.

Die „Mutter der Welt", wie die Ägypter Kairo nennen, mit Worten zu beschreiben ist  nahezu unmöglich. Keine Beschreibung kann der Wirklichkeit gerecht werden, da man mit die Atmoshäre mit Worten nicht einfangen kann. Kein Wunder, wurde das Kairo der Jahrhundertwende für 2 Millionen Menschen konzipiert, ist die Bevölkerung auf rund 17 Millionen herangewachsen. Und, niemand will oder kann die Hauptstadt verlassen , denn hier befinden sich die Hälfte aller Industriebetriebe, große Zeitungen und Verlage, Universitäten – kurz alle interessanten Arbeitsplätze.

Die eigenartigen Atmosphäre, dieser verwirrenden und vielschichtigen Stadt, wird niemanden gleichgültig lassen. Man liebt oder hasst Kairo. Wahrscheinlich aus demselben Grund: Alles ist so anders als zu Hause. Nicht nur die Altstadt, auch die neuere Innenstadt und sogar ganz neue Viertel – alles atmet das Orientalische, das Afrikanische, das Uralte und – mitten in der Stadt – das Dörfliche. Man kann diesen Dorfcharakter übrigen wunderbar von fast jeden erhöhten Beobachtungspunkt entdecken. Da ist kaum ein Dach in den "ärmeren" Vierteln, auf dem nicht Tische und Stühle stehen oder Kinder in Hinterhöfen mit Hühnern und Ziegen spielen. Von diesen Standpunkt  ist auch dieses unglaubliche Durcheinander erkennbar, dem der Besucher allgegenwärtig begegnet. Da stehen z.B. Autowracks in Innenhöfen ohne jede Möglichkeit diese jemals  entfernen zu können: Man hatte irgendwann die Häuser einfach außen herum gebaut.

In diesem lebendigen Chaos sich zu bewegen, erfordert ein gewisses Vertrauen in die Fähigkeiten des Taxifahrers. Das Prinzip, wie man sich im Straßenverkehr verständigt, verschließt sich dem unbedarften Europäer. Dieser ist freilich schon froh, lebend über die Straße zu kommen.  

Die Insel Zamalek gilt als eine der begehrtesten Adressen in Kairo. Hier ist das Nilufer parkähnlich angelegt und nicht zuletzt, wegen den von Bäumen begrünten Straßen, kommt etwas von europäischen Flair auf. Eine der ersten europäischen Persönlichkeiten die Zamalek besuchten, war Kaiserin Eugenie, die Frau Napoleons III die man 1869 anläßlich Ihres Besuchs zur Eröffnung des Suezkanals, im dafür eigens gebauten Gezira Palast untergebracht hatte. Der Gezira Palast überlebte im Kernstück des Marriott Hotels. Man hat dort zwei moderne "Türme" angebaut, der Mittelteil mit seinen gusseisernen Arkaden, ist jedoch im Original erhalten geblieben. In dieser "grünen Lunge" kann man es recht gut aushalten. Viele Länder sehen das ebenso und haben hier ihre Botschaft. Von Zamalek aus sind es nur wenige Minuten bis zum Stadtzentrum oder dem Ägyptischen Museum.

Bilder: Leben in Kairo

Panoramaansicht: Über den Dächern von Kairo

Bericht: Arbeiten in Kairo

Bilder: Ausflug nach Dahschur & Sakkara

Bericht: Irakkrise

 

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